Eindrücke von der Plastic Japan in Osaka
Kunststoff trifft Kimono:
„Konnichiwa“ und „Arigato“. Das sind wohl die einzigen beiden Wörter, die ich auf Japanisch kenne. Deren Bedeutung lässt sich mit „Guten Tag“ und „Danke“ übersetzen. Darüber hinaus wird mein Wortschatz leider sehr mau. Dennoch habe ich die „Highly-Functional Material Week“ in Osaka in Japan besucht und durfte in eine Welt eintauchen, in der viel ein bisschen anders funktioniert als in Deutschland. Was für Eindrücke und Unterschiede zu deutschen Messen ich feststellen konnte, könnt ihr in diesem Blogeintrag lesen.
Schon beim Betreten des Messegebäudes fiel mir auf, wie durchorganisiert alles war. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und konnte direkt meinen Eintrittspass ausdrucken, wobei mir auch geholfen wurde. Angekommen in einer riesigen Eingangshalle fühlte ich mich kurz überfordert, jedoch war alles sehr gut ausgeschildert und es gab einige Helfer, die den richtigen Weg weisen konnten. Die „Highly-Functional Material Week“ ist die weltweit größte Messe, auf der modernste Materialtechnologien wie Funktionsfolien, Kunststoffe, Zellulose, Kohlefaserverbundwerkstoffe, Metalle und Keramiken vorgestellt werden. Mein Hauptfokus lag hier auf Kunststoff, da dies am interessantesten für unser Unternehmen ist. Aber ich bin selbstverständlich auch durch die anderen Hallen gelaufen, um zu schauen, wer dort so ausstellt.
Fokus auf Chemie
Rund um das Thema Plastik und Kunststoff gab es auch einen eigenen Teil nur über Recycling. Was mich hier besonders überrascht hat: Der Fokus lag nicht, wie es auf vielen europäischen Messen der Fall ist, auf mechanischem Recycling oder Design for Recycling, sondern häufig auf den chemischen Prozessen dahinter. Viele Unternehmen präsentierten hochspezialisierte Prozesse, die sehr faszinierend, aber auch technisch komplex waren, sodass ich ohne erklärenden Gesprächspartner (und Englischkenntnisse) nur raten konnte, was genau gezeigt wurde. Anfangs habe ich ja bereits erwähnt, dass sich meine japanischen Kenntnisse sehr in Grenzen halten, was sich leider auf dieser Messe als schwierig herausstellte. Generell nicht viele Menschen, die überhaupt ein bisschen Englisch konnten und noch weniger, die es flüssig sprechen konnten. Und wenn es jemanden gab, der am Stand Englisch konnte (meistens einer), dann war diese Person recht begehrt. Trotz Sprachbarriere gelang es mir, einige Gespräche zu führen und dabei lernte ich direkt: Visitenkarten sind in Japan kein beiläufiger Akt, sondern eine rituelle Geste des Respekts. Sie werden mit beiden Händen überreicht und mit einer leichten Verbeugung begleitet. Tatsächlich hatte ich mich vorher darüber informiert, da ich davon schon gehört hatte und war froh darüber. Denn es gilt als unhöflich, die Karte mit einer Hand zu geben und als würde man das Gegenüber nicht ernst nehmen. In vielen Fällen habe ich die Visitenkarte jedoch erst gar nicht gebraucht, denn alle Eintrittskarten waren ausgestattet mit einem QR-Code, den man einfach scannen konnte und der eine Art digitale Visitenkarte darstellte.
Musik auf einer Messe?
Ein weiteres Detail, was mich nach 2 Wochen in Japan weniger überrascht hat, aber sicher auch noch nicht normal für mich ist, war Musik auf der Messe. Und zwar die stereotypische, fröhliche Hintergrundmusik, die man aus japanischen Werbungen oder Videos kennt, war auf der gesamten Messe zu hören. In den Hallen noch recht leise, war sie bei den Pausenorten, drinnen und draußen, nicht zu überhören. So etwas habe ich in Deutschland auf einer Messe noch nicht erlebt. Auch die Mittagspause war eine Erfahrung für sich. Schon vor 12 Uhr mittags haben sich Menschen (natürlich in Reihen) bei den Essenständen angestellt. Dabei gab es eine große Auswahl und viele Foodtrucks, die verteilt aufgestellt waren. Hier gab es nicht nur japanische Spezialitäten, sondern auch westliche, wie Burger und Pommes. Um meine Erfahrung komplett zu machen, habe ich mich natürlich für Ramen entschieden.
Eine weitere Sache, die ich so noch nicht in Deutschland gesehen habe, war, dass es eine VIP-Lounge gab. Und zwar konnten sich dafür alle Besucher oder Aussteller anmelden, deren Jobtitel Manager oder höher beinhaltet. Was es dort für Besonderheiten gab, dazu kann ich leider nichts sagen, aber trotzdem sehr interessant.
Die Giveaways, die man so bekommt, waren auch sehr interessant. Von Cookies, über Drehrädchen (welches bei der Essenswahl hilft), hinzu Schleim, welcher bei Kindern beliebt ist.
Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mein Besuch bei der Plastic Japan Messe 2025 eine Erfahrung wert und sehr einzigartig war. Neben dem typischen Networking konnte ich auch viele neue Dinge über Business in Japan lernen und auch natürlich, wie eine Messe dort so abläuft. Fachlich bot die Messe komplexe Einblicke in das Thema Kunststoff und Recycling, wenn auch mit anderen Schwerpunkten. Es dreht sich dort außerdem viel um das Thema verkaufen, und für mein Gefühl vielleicht sogar mehr als „nur“ Netzwerken als ersten Schritt. Ich habe unglaublich viel mitgenommen, nicht nur fachlich, sondern auch kulturell und menschlich. Ich bin gespannt, wie Messen in Deutschland in Zukunft auf mich wirken werden und welche großen Unterschiede ich vielleicht dann wieder feststellen werde.