Warum Transparenz die beste Zutat für Qualität in der Fertigung ist

Kuchen backen vs. Chargenerfassung:
Marina Henkelmann · 23. Oktober 2025
backen
Marina beim backen tetys

Die Geschichte vom misslungenen Kuchen und der verlorenen Charge

Ich backe ab und zu mal gerne. Dann wiege ich die Zutaten ab, halte mich streng an das Rezept und freue mich auf das Ergebnis. Und dann ist der halbe Kuchen verbrannt. Frustrierend! Im Privathaushalt ist das ärgerlich; in der industriellen Fertigung ist der "verbrannte Kuchen" – der Ausschuss – ein ernstes und kostspieliges Problem.

Der entscheidende Unterschied: Beim Backen zu Hause wissen wir meist, was schiefging (in meinem Fall muss ein neuern Backofen her). In der komplexen Welt der Produktion jedoch, wo Tausende von Teilen in Dutzenden von Schritten aus verschiedenen Chargen gefertigt werden, wird die Fehlersuche schnell zum Albtraum.

Die Mammutaufgabe der Fehlersuche im Papierzeitalter

Stellen Sie sich vor, ein Kunde reklamiert eine Charge von 10.000 Teilen. Der Grund: ein Materialfehler. Jetzt beginnt die Jagd:

  • Welche Materialcharge wurde verwendet?
  • Wann wurde diese Charge verarbeitet?
  • Auf welcher Maschine lief die Produktion?
  • Wurde die Maschine vor oder nach der letzten Wartung verwendet?
  • Welcher Lieferant hat die Charge geliefert?

In vielen Unternehmen bedeutet das: dicke Ordner wälzen, Excel-Tabellen abgleichen und Mitarbeiter befragen. Diese manuelle Rückverfolgung ist nicht nur zeitintensiv, sie bindet wertvolle Fachkräfte, kostet Nerven und, was am schlimmsten ist, führt zu langen Verzögerungen bei der Behebung des Problems und der Neulieferung. Das Vertrauen des Kunden ist schnell verspielt.

Vom Backrezept zum digitalen Zwilling: Die Macht der lückenlosen Erfassung

Hier setzt die digitale Chargenerfassung an, die durch moderne MES (Manufacturing Execution System)- und PPS-Systeme wie tetys realisiert wird. Wir sprechen hier nicht von einfacher Lagerverwaltung, sondern von einer durchgängigen, intelligenten Transparenz.

Im Grunde erschaffen Sie einen "digitalen Zwilling" Ihres Produkts. Dieses digitale Protokoll weiß:

  1. Wareneingang: Wann kam die Charge des Rohstoffs A an und von welchem Lieferanten?
  2. Verarbeitung: Welche Produktcharge wurde daraus in welchem Fertigungsschritt, auf welcher Maschine, von welchem Bediener und unter welchen Parametern (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, …) gefertigt?
  3. Endprodukt: Welche Endprodukte enthalten exakt diese Rohstoffcharge?

Sicherheit und Effizienz auf Knopfdruck

Die größte Stärke dieses Systems ist die Geschwindigkeit. Tritt der Fehler auf, ist die Analyse nicht mehr eine wochenlange Detektivarbeit, sondern eine Sache von Sekunden.

  • Qualitätssicherung kann die Fehlerursache sofort eingrenzen (z.B. "Die Ausschussquote stieg nur bei Materialcharge B, die auf Maschine 4 verarbeitet wurde.").
  • Produktionsplanung kann sofort reagieren und die betroffene Maschine oder das Material sperren, um weiteren Ausschuss zu verhindern.
  • Rückrufe können präzise auf die tatsächlich betroffenen Produktchargen beschränkt werden – das spart enorme Kosten, schont die Ressourcen und minimiert den Reputationsschaden.

Der Blick nach vorn: Chargenerfassung als Tor zum Digitalen Produktpass (DPP)

Die Relevanz der digitalen Rückverfolgbarkeit wächst rasant. Mit dem europäischen Green Deal kommt der Digitale Produktpass (DPP).

Der DPP wird für viele Produktgruppen, gerade in der Industrie, zur Pflicht und erfordert eine lückenlose Dokumentation von:

  • Herkunft und Materialzusammensetzung.
  • Reparierbarkeit und Lebensdauer.
  • Recyclingfähigkeit und ökologische Auswirkungen.

Ohne eine saubere, digitale Chargenerfassung ist die Erstellung dieses Passes kaum denkbar. Wer heute schon die Transparenz in seinen Prozessen verankert, erfüllt nicht nur die aktuellen Qualitätsstandards, sondern sichert sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für die Zukunft, indem er Compliance-Forderungen vorausschauend erfüllt.

Das menschliche Element: Vom Frust zur Expertise

Schlussendlich geht es auch hier wieder um den Menschen.

Wenn die Mitarbeiter im Qualitätsmanagement und in der Fertigung die Gewissheit haben, dass sie bei Problemen nicht in Papierbergen versinken, sondern eine sofortige, fundierte Antwort erhalten, steigt die Mitarbeiterzufriedenheit. Die Fachkraft kann sich auf die Problemlösung konzentrieren, anstatt wertvolle Zeit mit administrativer Suche zu verschwenden.

Die digitale Chargenerfassung ist somit nicht nur ein Werkzeug zur Qualitätskontrolle und Effizienzsteigerung; sie ist ein Vertrauensbeweis in die Prozesse und eine Wertschätzung für die Expertise der Menschen, die jeden Tag Höchstleistungen in der Produktion erbringen.

Am Ende bleibt stehen: Ich zu Hause kann die Probleme und Abläufe schnell überblicken und klären, damit der Kuchen beim nächsten Mal gelingt. In Ihrer Fertigung sollten Sie sich das Leben besser mit klugen Tools vereinfachen!

Image: Marina Henkelmann
Marina macht seit 2017 die tetys Hallen unsicher und tobt sich seitdem in vielen Bereichen aus. Neben dem Beherrschen des kreativen Chaos treibt sie hier vor allem mit ihren unglaublichen Fähigkeiten den IT-Support in den Wahnsinn. In ihrer Freizeit springt sie auch schon mal aus einem Flugzeug und schreit leidenschaftlich gerne 11 Millionäre auf einem Fußballplatz an. 

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